Einem sehr spannenden Thema hat sich gestern der Tagseoblog gewidmet “Meine kleine Content-Farm – oder: was ist Qualität?” – Ein Thema was mich als Web-Nerd schon eine Weile beschäftigt. Es geht um die all zu offensichtlichen Ansammlungen von Content-Schleudern oder, der Begriff war mir neu, den Content Farmen. Eine wie ich finde sehr gelungene Allegorie, die den Kern der Sache auf den Punkt bringt. Im Folgenden werde ich weniger über technischen Punkte von Google’s Suchapparat schreiben, als vielmehr etwas abstrakter auf meine Sicht auf Google und die zuweilen interessanten Suchergebnisse.
Schaut man zurück auf die Geschichte von Google und wie dieses etwas entstanden ist, dann kommt man schnell darauf, dass es vereinfacht gesagt im Ursprung um die Vernetzung von wissenschaftlichen Artikeln ging. Wer sich mal einige Zeit oder auch länger an einer Uni aufgehalten hat und bspw. in den Geisteswissenschaften die sogenannten Papers oder Hausarbeiten verfasst hat, der weiß, dass es eigentlich immer (u.a.) darum geht, Texte aus wissenschaftlichen Quellen zu sammeln, analysieren und seinen Senf dazu zu geben. Man nutzt also zum einen sein eigenes Wissen, aber, so habe ich es subjektiv in Erinnerung, auch darum zu zitieren, paraphrasieren und auf relevante Quellen im jeweiligen Fachbereich zu verweisen. Ok, zurück zum Thema, die Google Gründer hatten eben auch dieses im Sinn, dass bspw. die in Literaturverzeichnissen und wissenschaftlichen Texten referenzierten Texte miteinander in Verbindung gesetzt werden und u.a. die Häufigkeit der zitierten Quellen ein Qualitätsmerkmal und somit ein ‘Rankingfaktor’ sei (ja, den Begriff werden sie damals nicht verwendet haben).
Jeder Student kennt das Problem am Anfang des Studiums: eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben, ohne den Fängen des gemeinen Wiederkäuens zu verfallen ist zu Beginn nicht gerade einfach. Man sucht sich munter Literatur zusammen, paraphrasiert hier und da – aber den eigenen Stil zu finden, in dem Literatur wirklich nur noch auf einem übergeordneten Level verwendet wird, und man zu 80% eigene Thesen und Gedanken verwendet, dauert eine Weile. Und genau hier sehe ich die Parallele zu Google und den Bohais der Content-Allegorien. Okay, zu abstrakt, ich weiß, also wie folgt – am besten kann man es eventuell an Money-Keywords festmachen, weil man hier allzu häufig Ergebnisse in den Serps (Suchergebnissen) findet, die von der Struktur allesamt gleich gestrickt sind. Im Grunde genommen, sind so manche 08/15-Kredit-Heckmecks Sammlungen von paraphrasierten Inhalten. Soll heißen, Inhalte und Quellen werden oft gesammelt, ein mehr oder weniger pfiffiger Bohai bearbeitet die Texte, strukturiert sie neu und ackert mit seinem Thesaurus drüber. Wieder zurück zu wissenschaftlichen Texten – genau hier gäbe es nun eine Schelte vom Professor (im übertragenen Sinne von Quality Rater), dass man doch bitte sich nicht vollständig auf andere Quellen stützen solle, und wie gesagt, den eigenen Stil, ‘die neue Erkenntnis’ mit einbringen soll.
Die Sache mit den Content-Farmen ist sicherlich komplex und eine Filterung nach Qualitätsstandards für eine Maschine schier unmöglich. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass Google sich hier bereits der Linguistik bedient. Beispiel gefällig? Zurück zur Uni – Universitätsprofessoren stehen im Grunde vor den selben Problemen wir Google – sie müssen unzählige wissenschaftliche Hausarbeiten korrigieren und bewerten, und dabei darauf achten, dass es sich nicht um ‘Duplicated Content’ handelt. Ein guter Prof. merkt es nach den ersten Seiten, ob das Paper von dem Studenten kommt oder zusammengeklaut wurde. In anderen Fällen ist die schon schwieriger, wenn man geschickt paraphrasiert. Aber, soweit ich mich erinnern kann (meine Studi-Zeit liegt nun auch schon ein paar Jahre zurück), aber gab es vor ca. 6 Jahren bereits eine Software, die Hausarbeiten analysiert hat und eine erste Bewertung für den Prof. durchgeführt hat. Die letztendliche Entscheidung lag aber dennoch beim Lehrpersonal – ist der Text gut oder gut zusammen-paraphrasiert.
Nun gut, alles etwas abstrakt. Ich finde die Thematik der Content-Bewertung und Kontextualisierung seitens Google auf jeden Fall hochspannend. Während man wohl heute noch mittels dieser virtuellen Agrargenossenschaften Geld verdienen kann, sollte es doch auf absehbare Zeit schwieriger werden. Um abschließend vielleicht noch mal etwas konkreter zu werden – ich denke nicht, dass bspw. Artikelverzeichnisse und ähnliches per se abgestraft werden, es wird wie im realen Leben gehandhabt, sobald eine Überkonzentration entsteht kommt es zum Ausgleich (Osmose) und ein Qype oder welcher Dienst auch immer, fällt von heute auf morgen ins Bodenlose.
Okay, soweit meine Gedanken zum Thema. Warum ich die Überschrift gewählt habe? Der Begriff ‘Bohai’ kam mir gestern bei einer Transkription über den Weg und seitdem geht er mir nicht mehr aus Kopf, gefällt mir ausgesprochen gut. Das ‘Heckmeck’ ist vielleicht die Abstraktion des ‘Bohais’, keine Ahnung. Auf jeden Fall habe ich nach dem Lesen von Martin M’s Beitrag das Verlangen verspürt etwas zu diesem Thema zu schreiben, was mir eigentlich täglich durch den Kopf geht: Das Leben ist eine Suche und Google weiß eigentlich schon bevor ich meinen Satz beendet habe, statistisch gesehen, wie ich meinen Satz beenden werde. Dem darf nicht so sein. In diesem Sinne.
Nachtrag
Auch der Seo-United Blog befasst sich mit dem Thema und führt ein paar interessante Erkennungsmerkmale für Spam auf. Ganz trivial ist das Thema natürlich nicht, schlussendlich entscheidet auch der Punkt Kreativität, der von einem Algorithmus schwierig zu bewerten ist. Im Großen und Ganzen finde ich aber, dass Google den richtigen Weg beschreitet, indem allzu offensichtliches und plumpes Heckmeck, was nach wie vor im Index aufkommt, bekämpft wird. Die großen Gewinner werden unter anderem kreative Köpfe sein, die es schaffen sich von der Masse abzuheben. Dass ein Stück weit technisches Know-How in Sachen Optimierung da mit reinspielt steht außer Frage. Eine besonders gelungene Aussage von Matt Cutts kommt mir dabei gerade in den Sinn, der in einem seiner Heute-beantworte-ich-mal-eine-Frage-Videos den schönen Vergleich von SEO mit den Formalien eines Lebenslaufs (CV) verglichen hatte. Einerseits muss der Inhalt des Lebenslaufs inhaltlich (Content) ausgezeichnet sein, aber nichtzuletzt auch das Layout und der Aufbau, so wie ein Personaler oder ein Unternehmen sich einen CV vorstellt, gewissen Anforderungen und Erwartungen folgen muss. Aber hier könnte man auch wieder ansetzen, dass eine Werbeagentur eine andere Art von Lebenslauf erwartet als eine Bank… ein schier endloses Thema. Es bleibt spannend.
Weiterführende Quellen:
Google Webmaster Help bei Youtube, Englisch
Google Webmaster-Zentrale Blog, Deutsch
Weitere Webmaster-Artikel:
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Online Marketing und SEO für Online-Shops Tipps bei Radio4SEO
Qualität im Kontext von Google ist immer relativ. Baue eine automatisierte Lösung um Dinge zu verknüpfen, verlinke das Ganze und schreib drüber du bist der Größte. That’s it – Seitenzahl x eingehende Links x dummes Geflunker = hoher Traffic (+ Monetarisierungsstrategie = Your Life).
Ok, das Qualitätsmerkmal Authentizität greift nur bedingt. Letztendlich braucht man auch nur die Bild & Konsorten zu nehmen – Don’t make me think! Auch nicht über das Konzept! ; VG